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Wir trauern um Clemens Krühler, den Gründer der Solarwerkstatt

Am 24. Februar 2022 ist Clemens Krühler ganz unerwartet verstorben. Wir nehmen Abschied von einem meinungsstarken Macher, der viele bewegt hat.

In einem Thema war Clemens seiner Zeit immer weit voraus: regenerative Energien.

Mitte der 1990er-Jahre hat Clemens schon erkannt, dass die Verfeuerung von Kohle, Öl und Gas wesentlich verantwortlich für den ständig steigenden CO₂-Gehalt in der Erdatmosphäre ist und gehandelt werden muss. Sein Ziel: eine radikale Neuorientierung in der Energieversorgung auf Grundlage regenerativer Energien. Dabei war Clemens bewusst, dass er mit den Kindern und Jugendlichen aus der Gesamtschule Blankenese (heute Stadtteilschule Blankenese) die kommenden Generationen vor sich hat, die die Bewältigung des Klimawandels hauptsächlich meistern müssen. Aus diesem Grund hat er begonnen, mit Schülerinnen und Schülern aus Wahlpflicht-Kursen, sich intensiv mit dem Thema regenerative Energien zu beschäftigen.

Aber nur die reine Wissensvermittlung reichte Clemens nicht. Er war immer auch ein Mensch, der angepackt hat. Oft hat er lieber gehandelt, als lange zu reden – auch wenn er gerne und viel geredet hat und auch in ganz verschiedenen Themen sehr belesen war. So kam es, dass er 1996 mit Schülerinnen und Schülern die erste netzgekoppelte Photovoltaikanlage auf einem öffentlichen Gebäude in Hamburg auf dem Dach der Stadtteilschule Blankenese im Unterricht geplant und anschließend auch gebaut hat. Über die Jahre hat Clemens weitere Photovoltaikanlagen auf dem Dach zusammen mit Schülerinnen und Schülern geplant und installiert. 1996 hat er zudem zusammen mit Eltern, Kolleginnen und Kollegen die Solarwerkstatt GS-Blankenese e. V. gegründet. Inzwischen besteht der Verein zum größten Teil aus ehemaligen Schülern, die sich dem Thema regenerative Energien verbunden fühlen.

Aber auch der Bau von Photovoltaikanlagen auf dem Dach der Schule hat Clemens nicht gereicht. So hat er mit Klassen und Kursen der Stadtteilschule Blankenese in Polen, Tansania, Costa Rica und Nicaragua mehr als 60 regenerative Energieanlagen entworfen und gebaut.

Er hat dabei nicht nur die Schülerinnen und Schüler stark, zum Teil auch noch weit nach ihrer Schulzeit geprägt, sondern auch einen großen Unterschied für die Menschen vor Ort gemacht. Ein gutes Beispiel dafür ist der Bauer Juan de Dios, dem er durch den Bau einer solargestützen Feldbewässerungsanlage geholfen hat, aus der Subsistenzwirtschaft zu kommen. So konnte Juan seinen beiden Töchtern eine universitäre Ausbildung ermöglichen, die ihnen sonst nicht offen gestanden hätte.

Clemens ist seinen Mitmenschen auf Augenhöhe begegnet. Er war immer interessiert an jungen Menschen, ihren Ansichten, was sie bewegt und hat sie vor allem ernst genommen. Er hat sich seinen Lehrauftrag zu Herzen genommen und sich für seine Schülerinnen und Schüler in ganz unterschiedlichen Belangen eingesetzt. Clemens hat selbst viel aus seiner Zeit im katholischen jungen Internat berichtet und meinte, dass die Zeit ihn in vielerlei Hinsicht abgehärtet hat. Das ging so weit, dass Clemens viele Jahre seine Roth-Händle geraucht hat. Und sollte sein Vorrat mal aufgebraucht sein, hat er die Filter von anderen Zigaretten einfach abgebrochen. Mit einem Lachen meinte er dann, dass Filter nur etwas für „Schwächlinge“ sind.

Im Technik-Unterricht hat Clemens seinen Schülerinnen und Schülern gesagt, wie gefährlich der Gleichstrom der Photovoltaikanlagen ist. Dabei hat er betont, dass auch schon 50 mA für die Schülerinnen und Schüler tödlich enden, aber seinem „Bärenherz“ nichts anhaben könnten. Danach lachten alle herzlich mit ihm, denn an Spaß und Humor sollte es in Clemens‘ Leben nicht mangeln.

Bis zum Schluss hat Clemens weiter an seinen Projekten gearbeitet. In den letzten Jahren wurden die Anlagen auf dem Dach der Stadtteilschule Blankenese komplett erneuert. Den Umbau hat er begleitet und dafür gesorgt, dass die Anlage nach dem Umbau wieder schnell Strom in das Netz eingespeist hat. Aber auch in Nicaragua hat Clemens in den letzten Jahren mehrere Projekte trotz der angespannten politischen Lage und der Pandemie umgesetzt.

Wir möchten der Familie von Clemens unsere tief empfundene Anteilnahme aussprechen. Mit Clemens haben wir unseren Lehrer, Freund und auch Mentor verloren. Wir werden ihn sehr vermissen.