Ein Jahr danach – Besuch bei den Bauern –
Notizen vom 09.01.2018
von Ela Brezina und Jan Kiefer.
Etwa ein Jahr nach der Installation der solaren Feldbewässerungssysteme haben wir neun der zehn Bauern besucht. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle Systeme gut funktionieren und die Bauern sehr zufrieden sind.
Bereits nach einem Jahr können die Bauern Mehreinnahmen verzeichnen und dementsprechend in z.B. Gesundheit, Ernährung oder Arbeiten am Haus investieren. Der Bauer Osmar Andres Ruiz Arauz war während des Besuches nicht anwesend und war im Anschluss ebenfalls telefonisch nicht erreichbar.
Damaso Duley Silva Leon
Der Bauer ist sehr froh mit seinem System. Die Pumpe arbeitet fünf Stunden und fördert etwa 18m³ Wasser täglich. Vor der Pumpeninstallation hat er Kürbisse und Chilis angebaut; mittlerweile baut er neben den Kürbissen und den Chilis noch Orangen, Mangos, Zitrusfrüchte und Guyana auf ca. 1,5 Hektar an. Seine Einnahmen haben sich hierdurch verdoppelt. Während er früher 60.000 Córdoba jährlich verdiente, sind es nun 120.000 Córdoba pro Jahr. Von den Einnahmen hat er in sein Haus und in sein Feld investiert, sowie in neue Wasserleitungen und in einen neuen Zaun. Neben dem Grundstück bzw. dem Feld des Bauern bewirtschaftet ein Großgrundbesitzer mit riesigen Pumpanlagen seine Felder. Ein Absinken des Grundwasserspiegels ist für Damaso die negative Folge.
Adán de la Concepción
Vor der Pumpeninstallation hat der Bauer Mais, Wassermelone und Chili angebaut, mittlerweile baut er zudem Agave, Papaya und weiterhin Chili auf etwa zwei Hektar an. Die Pumpe arbeitet zehn Stunden pro Tag. Für den neuen Anbau wurden 5.000 Córdoba (etwa 161 €; 31 Córdoba entsprechen etwa 1 Euro). Er hat jetzt ein jährliches Einkommen von 17.000 Córdoba, wobei er vor der Installation kein signifikantes Einkommen hatte. Die Mehreinnahmen wurden vor allem für Essen und die Pumpenabzahlung genutzt, zudem investiert er in den neuen Anbau bzw. die neue Ernte.
Ramona Elizabeth Ruíz
Ramona baut Mais, Kürbis, Ayote, Bananen und Bohnen auf etwa 1,5 Hektar an. Dies baute sie ebenfalls vor der Pumpeninstallation an. Nach wie vor werden die Einnahmen zur Selbstversorgung verwendet. Die Familie kann nun besser versorgt werden, denn es gibt mehr Essen. Das Pumpensystem funktioniert sehr gut und ist täglich etwa sechs Stunden in Betrieb.
Juan Emiliano Castellón Tenorio
Juan hat vor der Pumpeninstallation Wassermelonen und Kürbisse angebaut. Heute fördert die Pumpe täglich sechs Stunden Wasser, mit Hilfe dessen etwa 0,5 Hektar Kürbisse und Mais sowie etwa 0,7 Hektar Wassermelonen, Papayas und Guyana bewässert werden. Mit den Kürbissen wurden 2017 8.000 Córdoba und mit den Wassermelonen 10.000 Córdoba verdient. Davon hat der Bauer hauptsächlich in den neuen Anbau investiert und sich selbst und seine Familie mit Essen versorgt. Davor gab es keine signifikanten Einnahmen.
Gladis Rugama
Gladys Rugama züchtet auf ihrem Hof hauptsächlich Vieh. Momentan ist sie im Besitz von 60 Kühen und zehn Schweinen. Pro Vieh werden täglich etwa 30 Liter Wasser verbraucht. Die Pumpe arbeitet circa sechs Stunden täglich und fördert dabei 10m³. Davon werden etwa 0,7 Hektar Mais und 75 Bananenbäume bewässert. Vor der Pumpeninstallation gab es keine nennenswerten Einnahmen, während sie sich mittlerweile etwa 10.000 Córdoba jährlich belaufen. Diese Einnahmen werden in einen neuen Anbau investiert.
Genaro Marcial Reyes
Genaro baute vor der Pumpeninstallation auf jeweils 0,35 Hektar Chili, Ayote und Mais an. Heute auf der selben Fläche gibt es nur noch Bananen mit 9 Stunden Pumpenarbeit täglich. Damit erzielt er 15.000 Cordoba jährlich, die er in Arbeiten für den Brunnen, Selbstversorgung und medizinische Versorgung seiner Frau investiert hat. Davor gab es praktisch keine Einnahmen.
José Heliodoro Reyes Silva
Das Pumpensystem fördert täglich etwa sieben Stunden Wasser. Vor der Pumpeninstallation konnten ausschließlich in der Regenzeit Mais und Weizen angebaut werden und es wurden keine signifikanten Einnahmen erzielt. Mittlerweile werden Ayote, Kürbis, Bohnen, Bananen und Papayas angebaut. Dafür wurden 9.000 Córdoba investiert. Die Einnahmen belaufen sich aktuell auf 14.300 Córdoba jährlich, davon wurde ein Großteil in den Anbau investiert, zudem auch in Essen.
Rolando Pérez Hernández
Vor der Installation wurden hauptsächlich Wassermelonen und Chilis angebaut. Mittlerweile werden Papayas, Guayanas, Chilis und Mais auf etwa 0,7 Hektar angebaut. Die Einnahmen haben sich verfünffacht. Während sich die Einnahmen vorher auf 10.000 Córdoba pro Jahr beliefen, sind sie bereits im ersten Jahr nach der Installation des Pumpensystems auf 50.000 Córdoba angestiegen. Durch die Einnahmen konnten einige Arbeiten am Haus umgesetzt werden, sowie in Schulgeld und Essen für die Familie investiert werden. Die Pumpe fördert neun Stunden täglich Wasser.
Paula Nubia
Paula Nubia baute bzw. baut sowohl vor als auch nach der Pumpeninstallation Wassermelonen, Kürbis, Papayas und Chilis auf etwa zwei Hektar an. Jedoch spart sie mittlerweile 100 Córdoba/Tag an Dieselkosten. Die Investitionen für die Wassermelonen belaufen sich auf 5.000 Córdoba und für die Kürbisse auf etwa 2.000 Córdoba. Die Chilis werden von Paula selber gezüchtet. In einer Ernte hat sie mit den Papayas und dem Chili jeweils 3.000 Córdoba eingenommen, mit den Wassermelonen 20.000 Córdoba und den Kürbissen 10.000 Cordoba. Im vergangenen Jahr konnte sie zwei Ernten einfahren, woraus sich Einnahmen in Höhe von 66.000 Córdoba pro Jahr ergaben. Die Einnahmen wurden für Arbeiten am Brunnen, neue Wasserleitungen und einen Anbau am Haus investiert.
2017 haben die zehn Bauern 2625,00 US$ erstmals an die Industrie‐ und Handelskammer (IHK) zurückgezahlt. Das entspricht in etwa der Projektbeschreibung: „Sie – die bäuerliche Familie ‐ zahlt als Selbstbeteiligung 900 US$ ‐ verteilt auf 3 Jahre – in einen Fonds ein, den die IHK verwaltet.“ Ein großartiges Ergebnis!
Die Freiwilligen
Jan Kiefer, 23 (ganz links) hat dual Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Bankwesen in Mann‐ heim studiert und arbeitet seit Oktober 2017 im Rahmen des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes „weltwärts“ bei der Industrie‐ und Handelskammer in León. Nach dem theoretischen Studium und der Arbeit in einem sehr regulierten Bereich, wollte er vor dem „echten“ Berufsleben nochmal eine neue Kultur und Arbeitsweise kennenlernen und sich zudem persönlich weiter entwickeln. Auf der Arbeit kümmert er sich insbesondere um den Bereich Marketing und unterstützt seine Kollegen bei verschiedenen Messen, Seminaren und Projekten.
Ela Brezina, 26 (unten links) studierte an der Technischen Universität in Hamburg Energie‐ und Umwelttechnik. Seit drei Monaten unterstützt sie das Unternehmen ENICALSA in inge‐ nieurstechnischen und organisatorischen Bereichen im Rahmen des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes „weltwärts“. Wissen einzubringen und Neues zu lernen, das hat sie motiviert, nach Nicaragua zu gehen. Sie sagt: „In Nicaragua mit Hilfe der Sonne ‚Wasser zu produzieren‘ ist einfach genial. Vor allem in der Trockenzeit sind die einfachen solaren Feldbewässerungssysteme eine große Unterstützung für die Bauern.“
Der Freiwilligendienst „weltwärts“
Ela Brezina und Jan Kiefer wurden von Arbeit und Leben Hamburg zu ENICALSA und in die Industrie- und Handelskammer im Rahmen des entwicklungspolitischen Freiwilligendientes „weltwärts“ vermittelt. Das Programm wurde 2008 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufen, damit sich junge Menschen im Sinne des globalen Lernens für zwölf Monate in Entwicklungsprojekten engagieren können. Das BMZ unterstützt das Programm durch die Übernahme eines großteils der Reise- und Aufenthaltskosten. Ein Viertel tragen die Entsendeorganisationen selbst oder die Freiwilligen über einen sog. Förderkreis.
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