Polen

Bau einer netzgekoppelten Fotovoltaikanlage in Polen

Ziel des Vorhabens war die gemeinsame Planung und der gemeinsame Bau einer netzgekoppelten PV-Anlage auf dem Schuldach der polnischen Zespol Szkol Ekonomczno-Technicznych. Durch die finanzielle Förderung der Bundesstiftung Umwelt konnte das Projekt realisiert werden.

Gegenwärtig durchläuft die Zespol Szkol Ekonomczno-Technicznych einen Reformprozess, der Fragen der regenerativen Energietechnik und des Klimaschutzes stärker im Schulcurriculum verankern soll. Die Schule befindet sich im Übergang von einer rein landwirtschaftlichen Fachschule zu einer ökonomisch-technischen Fachschule. Die Gemeinde Chodziez gehört zu den Kommunen Polens, die die Agenda 21 unterstützen und hat als eine der ersten Städte Polens Konzepte zur Energieeinsparung an Schulen entwickelt. Die polnische Schule nimmt nach der Fertigstellung der Anlage am Fotovoltaikmessprogramm der Gesamtschule Blankenese teil, um Vergleichsdaten zu gewinnen.

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Montagearbeiten auf dem Dach der polnischen Schule

In der ersten Phase hat die polnische Schule alle rechtlichen Fragen mit dem Energieversorgungsunternehmen Panstwowe Zaklady Energetyczene geklärt. Währenddessen hat die GS Blankenese die PV-Anlage konzipiert und die solarelektrischen Komponenten in Deutschland zusammengestellt. Die Kommunikation beider Schulen innerhalb dieses Projekts erfolgte per Internet. Verkehrssprache war Deutsch. Die polnische Schule baut gegenwärtig die Beschäftigung mit der Fotovoltaik in ihr Schulcurriculum ein.

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Montagearbeiten auf dem Dach der polnischen Schule

Lehrer und Schüler der Gesamtschule Blankenese haben die polnischen Schule in unterschiedlicher Besetzung insgesamt dreimal besucht. Der erste Besuch (Ende November 1999) diente ausschließlich dem Überbringen der einen Hälfte des Equipments sowie notweniger technischer Absprachen (Festlegung des Standorts des Solargenerators, Leitungswege, Platz des Wechselrichters etc.) Die Zusammenarbeit mit den polnischen Behörden (Zollbefreiung) lief reibungslos. Über die Wintermonate 1999/2000 stellten beide Schulen parallel und unabhängig voneinander je eine Hälfte der Stellage für den Solargenerator her. An der Gesamtschule Blankenese war ein Natur & Technik – Kurs des 8. Jahrgangs mit der Durchführung betraut. Die Zespol Szkol Ekonomczno-Technicznych sorgte darüber hinaus mit Hilfe des städtischen Energieversorgungsunternehmens für den Einbau des Wechselrichters, der Verbindung Solargenerator – Wechselrichter und der Verbindung Wechselrichter Netz.

Während des zweiten Besuches (07. – 09. April 2000) wurde die gesamte Anlage auf dem Dach der polnischen Schule installiert. Die deutsche Gruppe bestand aus zwei Lehrern und neun Schülern. Sie hatte die vorgefertigte, zweite Hälfte der Anlage (Module, Tragegestell, Betonfüße) mitgebracht. Innerhalb eines Tages waren in gemeinsamer Arbeit sämtliche Installationsarbeiten erledigt. Mit Hilfe eines Elektromeisters des städtischen Energieversorgungsunternehmens wurde die Netzkopplung besorgt. Die Fotovoltaikanlage speist ihren Strom in das Hausnetz ein. Die eingespeiste elektrische Energie wird netzseitig durch einen Wechselstromzähler erfasst. Des weiteren können sämtliche Leistungsdaten mit Hilfe einer entsprechenden Software ausgewertet und auf dem Computerbildschirm grafisch dargestellt werden.

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Filmaufnahmen des polnischen Fernsehens während der Einweihungsfeier

Am 03. Juni 2000 wurde die Anlage offiziell eingeweiht und der polnischen Öffentlichkeit vorgestellt. An der Feier nahmen zwei deutsche Schüler und ein Lehrer der Gesamtschule Blankenese teil. Neben der Schülerschaft der polnischen Schule waren Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Bildung anwesend, ebenso drei polnische Fernseh- bzw. Rundfunksender und einige Printmedien.

Die Fotovoltaikanlage der Zespol Szkol Ekonomczno-Technicznych ist die erste PV-Anlage auf dem Dach einer polnischen Schule. Sie arbeitete auf Anhieb und seit dem 8. April ohne Unterbrechung. Große Netzfrequenzschwankungen im öffentlichen polnischen Stromnetz, die den Wechselrichter zum zeitweiligen Abschalten veranlassen, traten bis heute nicht auf. Beide Schule haben gezeigt, dass sie eine funktionsfähige Anlage auf hohem technischen Niveau realisieren können. In der Zespol Szkol Ekonomczno-Technicznych hat das Projekt zu einer Intensivierung der Beschäftigung mit Fragen der regenerativen Energietechnik geführt. Drei Schülerinnen haben an einem nationalen Wettbewerb teilgenommen. Ihre Arbeit „Möglichkeiten der regenerativen Energienutzung in Polen“ wurde mit dem zweiten Preis belohnt.

In der Stadt Chodziez hat das Projekt beider Schulen ebenfalls eine Diskussion ausgelöst. Die Frage einer Subventionierung ist im Gespräch, seitdem auf der Einweihungsfeier am 03. Juni in einem Referat das deutsche Erneuerbare–Energien–Einspeisegesetz (EEG) vorgestellt wurde. Bislang wird für fotovoltaisch erzeugten Strom in Polen keine Einspeisevergütung gezahlt, die Fotovoltaikanlage der Zespol Szkol Ekonomczno-Technicznych entlastet ausschließlich den Stromeinkauf bei dem städtischen Energieversorgungsunternehmen.

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Polnische und deutsche Schüler und Lehrer mit ihrem fertigen Produkt

Ferner werden in der Zespol Szkol Ekonomczno-Technicznych und der Verwaltung der Stadt Chodziez Überlegungen angestellt, die Warmwasserbereitstellung der Schule solarthermisch zu unterstützen. Die polnische Schule hat infolge ihres Internats- und ausgedehnten Sportbetriebs einen hohen Warmwasserbedarf. Die deutsche und die polnische Schule diskutieren z.Z. die Frage, ob ein Nachfolgeprojekt „Solarthermische Anlage“ Realisierungschancen hat.