Tansania

Wasserkraft für Ibungila

Im Herbst 1999 unternahm eine 22köpfige Schüler- und Lehrergruppe der Gesamtschule Blankenese die zweite Projektreise nach Afrika. Sie besuchte erneut die Partnerschule in Ibungila. Das Dorf liegt im südlichen Hochland Tansanias. Das Ziel der gemeinsamen Arbeit: Der Bau eines Wasserkraftwerks.

Die Hamburger Reisegruppe wurde von zwei Ärzten begleitet, die in einem parallelen Projekt eine kleine Krankenstation aufgebaut haben. Neben der Schule wird diese Krankenstation von dem Wasserkraftwerk mit elektrischem Strom versorgt. Für die Hamburger Reisegruppe war der unmittelbare Kontakt mit den afrikanischen Freunden ein unvergeßliches Erlebnis. Ein intensiver Gedankenaustausch zwischen der afrikanischen Secondary School und deutschen Gesamtschule ist die Folge. Die Kernfragen: Wie kann der wachsende Energiebedarf in den afrikanischen Kommunen gedeckt werden, ohne die Fehler der Industriestaaten zu wiederholen, nämlich fossile Energieträger einfach in riesigen Mengen zu verbrennen und einen Klimawandel großen Ausmaßes in Kauf zu nehmen? Und: Kann die Schule Motor der gesellschaftlichen Entwicklung sein, indem sie Handwerk und Landwirtschaft durch Bereitstellung regenerativer Energiequellen fördert?

Projekt 99

Ein Wasserkraftwerk für Ibungila 50 m neben der Secondary School in Ibungila geht ein Wasserfall nieder, der ganzjährig Wasser führt. Nichts lag näher als die Kraft des fallenden Wassers zu nutzen. Mit der Leistung des neuen Wasserkraftwerks sind alle Gebäude der Schule elektrifiziert worden. Darüber hinaus wird nunmehr den Dorfbewohnern als Dienstleistung der Betrieb einer Maismühle angeboten. Damit ist die Schule produktiv und hat sich eine neue Einnahmequelle geschaffen. Der Container, der als Transportbehältnis für die gesamte Ausrüstung gedient hat, ist als Werkstatt eingerichtet worden und dient nunmehr zwei ehemaligen Schülern der Secondary School als Arbeitsplatz. Auch in diesem Projekt ist ein besonderer Wert auf die Begegnung, Verständigung und gemeinsame Arbeit europäischer und afrikanischer Schüler gelegt werden. Wiederum war es ein praktisches Projekt, in dessen Zentrum die Nutzung regenerativer Energiequellen stand.

Träger des Projekts Die Secondary School in Ibungila, die Gesamtschule Blankenese und die Beschäftigungsgesellschaft Ökologische Technik e.V. haben das Projekt in enger Kooperation und Absprache gemeinsam getragen. Für die Planung und den Bau des Kraftwerks war die Ökologische Technik e.V. verantwortlich. Die Planung umfaßte die Komponenten Wasserbau, Rohrsystem, Turbine, Generator, elektrische Verteilung und Container. Mitarbeiter der Siemens-Gruppe in Graz/Österreich konzipierten und bauten das gesamte Steuerungs- und Regelungsmodul. Die Gesamtschule Blankenese hatte die Möglichkeit, ihre schulische Ausbildung mit Ingenieurswissen zu koppeln. Für Schülerinnen und Schüler des 11. Jahrgangs existierte im Beginn des Schuljahrs 1998/99 ein Physik-Ergänzungskurs, dessen Schwerpunktthema “Energieumwandlung und regenerative Energietechnik” war. Die Teilnehmer dieses Kurses erarbeiteten sich die physikalischen Grundlagen der elektrischen Energiegewinnung an dem Kraftwerk selber. Zwei Praktika in den Betriebsstätten der „Ökologischen Technik e.V.“ gehörten zur Ausbildung und sind in den Herbstferien 1998 und den Frühjahrsferien 1999 absolviert worden. Weiterhin bestand die Aufgabe des Kurses darin, eine englische Version des Betriebshandbuches zu erstellen und für die filmische Dokumentation des Projekts zu sorgen. Im Oktober 1999 installierten deutsche und afrikanische Schüler gemeinsam das Wasserkraftwerk und die elektrischen Anlagen in Tansania. Die Secondary School in Ibungila übernahm vorbereitende Arbeiten am Ort (Bau eines Stellplatzes für den Container und eines Fundaments zur Aufnahme des Kraftwerks), vor allem aber die Klärung aller kommunal- und eigentumsrechtlichen Fragen sowie konzeptionelle Überlegungen zum Aufbau von Schulwerkstätten und zur Verwendung des elektrischen Stroms. Das Wasserkraftwerk dient nicht nur der Elektrifizierung, es bietet auch Arbeitsplätze für zwei Absolventen der Schule. Bereits im Sommer 1999 hielten sich zwei ehemalige Schüler der Secondary School in Ndolage/Nordtansania auf. Dort wurden sie von Mitarbeitern der Ecumenical Mini Hydro Power Service Organisation (EMPSO) auf ihren zukünftigen Beruf als Wasserkraftwerker vorbereitet.

Finanzierung des Projekts

Das Finanzvolumen dieses Projekts umfaßte ca. 45.000 DM. Die GS Blankenese nutzte die einjährige Vorbereitungszeit, mit Aktionstagen und Festen zur Finanzierung beizutragen. Die Preise, die die verschiedenen Solarprojekte der GS Blankenese erzielten, wurden für das Wasserkraftwerk in Ibungila eingesetzt. Der Verkauf des Films „Solarenergie für Ibungila“, der die erste Projektreise dokumentiert, diente ebenfalls der Finanzierung. Die Elternschaft der GS Blankenese unternahm erhebliche Anstrengungen, ihren Jugendlichen das Projekt zu ermöglichen. Ein erheblicher Teil des Geldes wurde durch Spenden von Privatpersonen, Institutionen, Vereinen und Firmen aufgebracht.