An der Stadtteilschule Blankenese sind Erneuerbare Energien ein zentrales Thema. Die hauseigenen Photovoltaikanlagen wurden von Schülern selbst installiert. Auch in Entwicklungsländern wie Tansania und Nicaragua sind die Profilklassen aktiv. Für ihr Engagement erhielt die Bildungseinrichtung bereits zahlreiche Auszeichnungen.
Es begann im Natur-Technik-Kurs der achten Klasse. Unter der Leitung von Physiklehrer Clemens Krühler bauten die Schüler kleine, funktionsfähige Ladegeräte, die mit Sonnenlicht betrieben werden konnten. „Mir war bewusst geworden, dass das Thema Regenerative Energien die jungen Menschen, die dort in den Bänken saßen, ein Leben lang begleiten würde,“ begründet der Pädagoge die Entscheidung für den innovativen Unterrichtsstoff. Man schrieb das Jahr 1996, die zehn Jahre zurückliegende Reaktorkatastrophe von Tschernobyl war in den Medien präsent, der erste Prototyp des Drei-Liter-Autos sorgte für Diskussionen. Als ein Schüler fragte „Können wir so eine Anlage auch mal in Groß bauen?“, kam Krühler ins Grübeln: Warum eigentlich nicht? Der Bau von Photovoltaikanlagen wurde bereits durch den Hamburger Senat gefördert. Zwei D-Mark gab es damals pro Kilowattstunde erzeugten Strom, im Laufe der Jahre würde das Projekt sich selbst tragen. Weil das Geld jedoch vorab benötigt wurde, startete der engagierte Lehrer eine Finanzierungskampagne. Bei den Angehörigen der rund 600 Schüler, die seinerzeit die Gesamtschule Blankenese besuchten, stieß er auf offene Ohren. Für die Förderer gab es „Schuldurkunden“; ihren Einsatz erhielten sie inzwischen durch die Einspeisevergütung wieder zurück, ein Teil wurde gespendet. Noch im selben Jahr entstand die bundesweit erste netzgekoppelte Anlage auf einem Schuldach, konzipiert und installiert von den Jugendlichen selbst. Nur den Anschluss der Anlage an das öffentliche Stromnetz musste ein konzessionierter Elektromeister übernehmen, so verlangen es die Sicherheitsvorschriften. Bereits im ersten Betriebsjahr erzielte die Anlage Erträge in Höhe von 888 Kilowattstunden pro Kilowatt installierter Leistung.
Einsatz in Entwicklungsländern
Das Projekt löste intern wie extern einen regelrechten Boom aus. Andere Hamburger Schulen folgten dem Beispiel, bereits innerhalb der Folgejahre entstanden rund 50 Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Klassenräumen und Sporthallen. An der Gesamtschule Blankenese ist das praxisnahe Thema längst fester Bestandteil des Unterrichts. Fünf weitere Anlagen wurden inzwischen von den Profilklassen installiert. „Darunter sind drei solarthermische Anlagen, sodass heute auch ein Teil unserer Warmwasserversorgung durch Sonnenenergie geregelt wird,“ erklärt Krühler. Die Profilklassen, die zum Beispiel „Zukunftsfähige Energiesysteme“ heißen, verbinden die Fächer Technik, Physik, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. So sind die Mittel- und Oberstufenschüler auch fit für weltweite Partnerprojekte. Regelmäßig reisen die zuständigen Profilklassen etwa nach Nicaragua, um gemeinsam mit einheimischen Schülern Photovoltaikanlagen zu installieren. „Möglich ist all dies auch dank der zahlreichen Firmen, Entwicklungsbüros, Institute und Universitäten, die uns unterstützen,“ sagt Krühler, der die Projekte zusammen mit dem Kollegen Klaus Heins vorantreibt. Die größte Herausforderung sei ein Wasserkraftwerk in Tansania gewesen, das bereits seit 1999 eine afrikanische Schule mit Strom versorgt.
Für ihr Engagement wurde die „Klimaschule Blankenese“ bereits vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Solarpreis, dem Energy Globe Award, dem Hamburger Klimabären und als „Ort im Land der Ideen 2010“. Gerade wegen Tschernobyl und Fukushima widmet sich die Bildungseinrichtung dem Thema Energiewende auf konstruktive Weise. „Man kann Jugendlichen nicht damit kommen, dass alles katastrophal enden wird, sagt Physiklehrer Krühler, „Die wollen die Sache in die Hand nehmen, die haben ihr Leben noch vor sich.“
Christine Lendt
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